Holzheizungen
In diesem Ratgeber finden Sie die notwendigen Informationen, um beim Kauf und der Installation eines Biomassekessels eine fundierte Entscheidung zu treffen und das für Ihre Anforderungen richtige Produkt zu finden.
Passt ein Biomassekessel zu meinem Gebäude?
Sowohl die Pellets- als auch die Stückholzvergaser-Zentralheizung sind, ausgenommen bei sehr niedrigem Energieverbrauch, sehr empfehlenswert und auch mit Solarthermie und Photovoltaik gut kombinierbar. Nur bei sehr niedrigem Energieverbrauch sind die Biomassekessel aufgrund der höheren Investitionskosten oft nicht wirtschaftlich. Besonders gut eignen sich Biomassekessel bei bestehendem Zentralheizungssystem auch im nicht sanierten Altbau mit Radiatoren oder als Ersatz für einen Ölkessel.
Bei Biomasseheizungen sollten folgende Aspekte mitbedacht werden
- Ein trockener (!) Lagerraum für entsprechend große Vorräte an Brennmaterial muss vorhanden sein. Die Energiedichte pro Kubikmeter ist etwa halb so groß wie bei Heizöl.
- LKW-Zufahrtsmöglichkeit zur regelmäßigen Anlieferung von Brennmaterial. Pellets können etwa 30 Meter weit eingeblasen werden.
- Im Vergleich zu Gas- oder Ölkesseln sind die Anschaffungskosten höher und es ist im Normalfall auch mit etwas höheren Wartungskosten zu rechnen. Dafür ist der Brennstoff günstiger und mittel- bis langfristig (aufgrund verstärkter Besteuerung fossiler Energieträger sowie ansteigenden Rohölpreisen) wird der Kostenvorteil im Betrieb weiter steigen.
Biomasseheizungen sind zu bevorzugen, wenn es um hohe Heizungs-Vorlauftemperaturen und große Energieverbräuche geht. Sie verursachen im Vergleich zu Gas- und Ölkesseln deutlich geringere CO2-Emissionen. Allerdings ist das nachhaltige Biomassepotenzial nicht unbegrenzt. Deshalb gilt die Empfehlung, das Gebäude vor dem Heizungstausch gut zu dämmen, wodurch der Energieverbrauch und die Heizkosten deutlich reduziert werden. Zudem kann die Heizungsanlage danach kleiner dimensioniert werden, was auch zu geringeren Investitionskosten führt. Moderne Biomasseheizungen – von Fachleuten geplant und installiert – erfüllen im Betrieb die strengsten gesetzlichen Grenzwerte in Bezug auf die Luftreinhaltung.
Typen von Biomassekesseln
Biomassekessel können anhand des eingesetzten Brennstoffs in drei verschiedene Arten eingeteilt werden:
Pelletkessel
Pelletsheizungen sind vollautomatisiert und die logische Nachfolgetechnologie für Ölheizungen in Gebäuden mit Heizkörpern. Für Passiv- oder Niedrigstenergiegebäude sind die am Markt verfügbaren Kessel aber meistens zu groß.
Pellets sind, im Unterschied zu Hackschnitzeln und Stückholz, ein normierter Brennstoff, der immer in etwa dieselbe Qualität aufweist. Es handelt sich dabei um Sägenebenprodukte oder Industrieholzreste, die unter hohem Druck zu Holzstiften gepresst werden. Die Anforderungen an Pellets sind in der ÖNORM M 7135 zusammengefasst. Wassergehalt, Anteile bestimmter Substanzen, Größe und Form sowie Brennwert sind dort festgehalten.
Bei Pellets erfolgt die Beschickung automatisch. Damit ist der Heizkomfort hier vergleichbar mit einem Gas- oder Ölkessel. Holzpellets gibt es in Säcken verpackt zu kaufen oder können alternativ in loser Form per LKW transportiert und über ein Schlauchsystem in den Pelletstank eingeblasen werden. Wenn der Pelletskessel eine alte Ölheizung ersetzt, kann auch der Platz des alten Öltanks als Pelletlagerraum umfunktioniert werden.
Hackgutkessel
Bei Hackgut handelt es sich um ein sehr günstiges Brennmaterial, wodurch die Heizkosten vergleichsweise niedrig gehalten werden können. Da es sich bei der Hackgutheizung um eine automatische Anlage handelt, ist sie auch sehr komfortabel zu bedienen. Allerdings muss für einen ausreichend großen Lagerraum für das Hackgut gesorgt werden.
Hackschnitzel stammen aus naturbelassenem Holz aus der Waldpflege (Durchforstung) oder aus der holzverarbeitenden Industrie. Die Zerkleinerung erfolgt maschinell. Kommen die Hackschnitzel aus Region, entfallen lange Transportwege und es sorgt für regionale Wertschöpfung.
Die Qualität der Hackschnitzel ist auch abhängig von der Holzart. Hackschnitzel aus Hartholz besitzen einen höheren Energieinhalt je Volumeneinheit (Srm = Schüttraummeter = m³) als Hackschnitzel aus Weichholz. Einige Brennstoffhändler bieten Hackschnitzel mit Qualitätssiegel an.
Es wird zwischen zwei Stückgrößen unterschieden: unter 30mm (G30) oder unter 50mm (G50). Auch der Wassergehalt der Hackschnitzel stellt ein wichtiges Qualitätsmerkmal dar. Um eine gute Lagerfähigkeit des Brennstoffs und einen optimalen Wirkungsgrad bei der Verbrennung zu erzielen, sollte der Wassergehalt weniger als 20 - 25 % betragen.
Für Hackschnitzel ist ein größerer Lagerraum erforderlich als für Pellets oder Stückholz. Die meisten Geräte auf dem Markt sind für Einfamilienhäuser sehr groß dimensioniert. Daher laufen diese im Schichtbetrieb und beladen den Pufferspeicher. Außerdem benötigen Hackschnitzel als inhomogener Brennstoff eine besonders hochwertige Kesseltechnik. Diese ist kostspieliger. Die automatische Beschickung von Hackschnitzelheizungen ist jedoch sehr vorteilhaft.
Eine elektronisch gesteuerte Hackschnitzelheizung läuft vollautomatisch und ist damit vom Heizkomfort mit einer Pelletsheizung oder auch einer Öl- oder Gasheizung vergleichbar.
Stückholzkessel
Bei Stückholz ist die richtige Lagerung besonders entscheidend. Frisches Holz ist viel zu feucht, um gut, d.h. mit hohem Heizwert und geringen Schadstoffemissionen, zu verbrennen. Daher sind folgende Punkte zu beachten:
- Speziell frisches Holz muss gut durchlüftet gelagert werden, z.B. auch draußen, allerdings regensicher.
- Scheitholz sollte locker gestapelt werden, es muss ausreichend Luft zwischen die Scheite kommen.
- Holzstücke mit Durchmesser von über 10 cm müssen zerkleinert werden.
Zusätzlich muss im höheren Leistungsbereich häufiger nachgeheizt werden, weshalb der Komfort geringer ist. Stückholzheizungen können nicht automatisch beschickt werden, sondern es muss händisch nachgelegt werden. Damit haben sie zwar einen geringeren Bedienungskomfort, der aber durch eine entsprechende Dimensionierung des – unbedingt notwendigen – Pufferspeichers deutlich erhöht werden kann.
Topprodukte
So erkennen Sie einen guten Biomassekessel
Jedes Heizgerät, ob Gas- oder Ölkessel, Wärmepumpe oder eben Biomassekessel, hat ein Energielabel. Dieses ist EU-weit einheitlich und gibt Ihnen einen schnellen Überblick über die wichtigsten Daten zu Ihrem neuen Heizgerät. Das Label für Festbrennstoffkessel ist durch Aufklappen des Akkordeons ersichtlich.
Das EU-Energielabel
- Markenname
- Modellname
- Angabe, dass es sich um eine Raumheizung handelt (ist also immer vorhanden)
- Energieeffizienzklasse; in diesem Beispiel A+++, die höchste (beste) Klasse. Früher gab es noch Klassen E, F und G. Diese sind aber nicht mehr zulässig.
- Nennwärmeleistung in Kilowatt
- Dieses Symbol ist nur dann vorhanden, wenn mit dem Kessel auch Warmwasser bereitet werden kann.
- Dieses Symbol ist nur dann vorhanden, wenn mit dem Kessel auch elektrischer Strom (mittels Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden kann.
Kombination mit anderen Systemen
Solarthermie
Vor allem im Sommer (bei vorwiegendem Warmwasserbedarf) kann die Solarthermieanlage einen Großteil der benötigten Wärmeenergie abdecken und so den Biomassekessel entlasten. Eventuell kann dieser, je nach Dimensionierung der Solarthermieanlage und des Warmwasserspeichers bzw. je nach Verbrauch sogar abgeschaltet werden.
Pufferspeicher
Jeder Biomassekessel sollte mit einem ausreichend großen Pufferspeicher gekoppelt sein.
PV-Anlagen
Biomasseheizungen haben im Vergleich zu Öl- und Gaskesseln einen höheren Strombedarf. Im Vergleich zu Wärmepumpen ist dieser aber gering. Vor allem im Sommer kann die Photovoltaikanlage den Strombedarf der Anlage decken. Je nach Auslegung verbleibt aber ein Überschuss, der sonstige Verbraucher im Haushalt versorgen kann oder sonst ins Netz eingespeist wird.
Weitere wichtige Tipps zu Biomassekesseln
- Informieren Sie sich ausreichend über mögliche Förderungen. Förderungen können von Bund, Ländern und Gemeinden vergeben werden. Diese können daher von Bundesland zu Bundesland und sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich hoch und an unterschiedliche Voraussetzungen geknüpft sein.
- Klären Sie die Rahmenbedingungen: gewünschte Raumtemperatur, Warmwasserbereitung (ja/nein), Systemkombinationen (ja/nein).
- Nehmen Sie lieber zuerst Sanierungsmaßnahmen am Haus vor, welche die Heizlast reduzieren, bevor Sie den Biomassekessel auswählen.
- Lassen Sie Ihr installiertes System regelmäßig warten und überprüfen.