Waschmythen: Amüsantes und Skurriles
Facebook, Instagram & Co. sind inzwischen voll von gut gemeinten Haushalts-Tipps. Vor allem im Bereich Wäschepflege ist hier allerdings Vorsicht angebracht. topprodukte.at macht für Sie den Fakten-Check.
Backpulver, Essig & Gefriertruhen: Vorsicht bei vermeintlichen Wäschepflege-Tipps
Social Media ist eine großartige und praktische Sache, wirklich glauben sollte man aber dann doch nicht alles. Fake-News werden nämlich nicht nur zu politischen oder gesellschaftlichen Themen verbreitet, auch in Sachen Haushalt und Wäschepflege sind immer wieder Facebook- oder Instagram-Tipps zu finden, die keiner wissenschaftlichen Betrachtung standhalten. So manch ein gut gemeinter Tipp aus der Rubrik „Das hat auch Oma schon so gemacht“ entpuppt sich hier nur allzu schnell als Social Media-Ente.
Jeans in der Gefriertruhe?
Auf Facebook besonders angesagt war in den vergangenen Monaten beispielsweise der Tipp von Levi‘s-Chefs Chip Bergh, der seine Jeans nicht wäscht, sondern sie über Nacht ins Gefrierfach legt. So würde die Farbe erhalten bleiben, der Stoff geschont und die Kälte würde zudem alle geruchsbildenden Bakterien abtöten. Auch der Designer Tommy Hilfiger habe das immer so gemacht. Untermauert wird diese Behauptung außerdem mit einem Beweis, den ein Student aus Kanada erbracht haben soll. Josh Le von der University of Alberta habe seine Jeans 15 Monate (!) lang nicht gewaschen, sondern immer nur eingefroren – und es habe alles bestens funktioniert.
Abgesehen davon, dass es sicher nicht jedermanns Sache ist, die getragenen Jeans regelmäßig zwischen Schnitzel und Tiefkühlspinat zu platzieren, lässt es sich auch nicht mehr nachvollziehen, auf welche wissenschaftlichen Grundlagen er sich dabei stützte. Sehr wohl nachvollziehen lässt sich dagegen ein wissenschaftliches Experiment, das zu einem völlig konträren Ergebnis kam. Demnach tötet der Gefriervorgang die Bakterien nicht ab. Zwar würden die Keime sich bei Minustemperaturen nicht vermehren, aber sie sind immer noch da. Und sobald sie längere Zeit mit Wärme in Kontakt kommen, beginnt das bakterielle Spiel von vorne – von den Flecken gar nicht zu reden, den die sind garantiert kälteunempfindlich. Waschen ist und bleibt aus diesem Grund die bessere Alternative, am besten mit maximal 30 Grad auf links gedreht, dann bleibt auch die Farbe erhalten. Eine gute Wahl ist hier Feinwaschmittel, das schont den Stoff. Wenn die Jeans ihre Form behalten sollen, sollte man zudem auf Weichspüler verzichten.
Essig als Weichspüler?
Nur viel hilft auch viel? Das mag in einigen Lebenslagen durchaus stimmen, beim Wäschewaschen stimmt das aber sicher nicht. Hier sollte man sich in jedem Fall an der Dosierempfehlung des Waschmittelherstellers (Achtung: lokale Wasserhärte beachten!) orientieren, da sonst unschöne Waschmittelreste auf den Textilien zurückbleiben können.
Unschön kann es auch werden, wenn Sie Omas angeblichen Tipp beherzigen, wonach man bei niedrigen Temperaturen getrost Helles und Dunkles gemeinsam waschen kann. Wenn Sie das öfters machen, wird aus einem weißen Hemd bald ein graues. Weiße Wäsche sollten Sie nämlich mit Voll- bzw. Universalwaschmitteln waschen. Die darin enthaltene Bleiche sorgt dafür, dass die Wäsche keinen Grauschleier bekommt. Für dunkle Wäsche empfiehlt sich dagegen Flüssigwaschmittel, da darin keine Bleiche enthalten ist und die Farben so länger frisch bleiben.
Apropos frisch: auch die Behauptung, dass Handtücher nur mit dem 90-Grad-Programm richtig sauber werden, ist schlichtweg falsch. Sauber werden die Handtücher auch mit 60 bzw. 40 Grad, sofern auch hier ein Vollwaschmittel mit Bleiche zum Einsatz kommt. Mit 90 Grad müssen die Handtücher übrigens nur dann gewaschen werden, wenn beispielsweise ein Familienmitglied eine ansteckende Krankheit hat.
Beinahe schon ein echter Klassiker ist der Tipp, dass Essig den handelsüblichen Weichspüler ersetzen kann. Essig mag zwar ein fantastischer Helfer im Haushalt sein, in einer Waschmaschine hat er allerdings nichts verloren. Die darin enthaltene Säure kann nämlich zu Korrosion im Inneren der Maschine führen und das Gerät erheblich beschädigen. Außerdem bleibt Essig – anders als Weichspüler – nicht auf den Textilfasern haften. So glättet er nicht und macht die Wäsche auch nicht weich. Tipp: Wenn Sie in einer Gegend mit sehr weichem Wasser wohnen, dann können Sie auf den Weichspüler auch getrost verzichten – es sei denn, Sie machen dies des Duftes wegen.
Ein mindestens ebenso praktischer Haushaltshelfer wie Essig ist bekanntlich auch Backpulver – selbst die verstopftesten Abflussrohre sollen damit wieder frei werden. Kein Wunder also, dass das Backpulver inzwischen auch seinen Weg in die Waschmaschine gefunden hat. Es soll – so jedenfalls der Social Media-Mythos – gegen Vergrauung und hartnäckige Flecken helfen. Die Wirksamkeit ist allerdings schon seit geraumer Zeit widerlegt. Bereits 2013 hat die deutsche Stiftung Warentest Backpulver im Waschversuch getestet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es gar nichts bringt. Das Backpulver solle man besser in einem Kuchenteig zum Einsatz bringen, so der damalige Befund der Tester.
Ab in den Geschirrspüler
Und zum Schluss noch ein Tipp, der so skurril klingt, dass ihn kaum einer ernst nimmt – der aber wirklich stimmt. Baseball-Kappen sollte man nämlich nicht in der Waschmaschine, sondern im Geschirrspüler waschen. In der Waschmaschine gehen sie durch das Schleudern häufig kaputt, nicht aber im Geschirrspüler. Einfach eine runde Schüssel in das obere Fach stellen und ihr die Kappe „aufsetzen“ – und zwar so, dass die Kappe nicht verrutschen kann. Geben Sie dann einen Geschirrspüler-Tab dazu und schalten Sie das Gerät ein. Vorsicht bei Kappen mit einem Schirm aus Karton: dieser kann – ebenso wie in der Waschmaschine – schnell kaputtgehen. Und schmutziges Geschirr sollten Sie nach Möglichkeit auch keines reintun.
Nachhaltige Waschmittel
Generell sollten Sie beim Reinigen und Waschen immer auf nachhaltige Produkte setzen – worauf Sie dabei achten sollten finden Sie im Ratgeber „Wasch- und Reinigungsmittel“ der Initiative „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“.